Der Weg in unsere Berufung.

Als mein Mann und ich jung heirateten, war für uns klar, dass wir Gott mal im Ausland dienen wollen. Wir hatten unser Studium gerade erst begonnen und wollten die Zeit parallel dazu nutzen, um verschiedene Organisationen kennenzulernen.

Relativ schnell konkretisierte sich die Zusammenarbeit unserer jetzigen sendenden Organisation und wir hatten die Möglichkeit, an einer Konferenz in unserem Heimatland teilzunehmen. Während dieser Konferenz – wir hatten mittlerweile zwei Kinder – hörten wir ganz viel von unerreichten Volksgruppen und wir spürten, wie der Herr uns diese Not aufs Herz legte. Noch auf dieser Konferenz lernten wir ein Team kennen, die uns zu einem Visiontrip in ihr Einsatzland in Zentralafrika einluden.

Vier Monate später stiegen wir als kleine Familie in den Flieger, voller Vorfreude und Aufregung. Für mich war es das erste Mal, dass ich afrikanischen Boden betrat. Mein Mann selbst ist in einem afrikanischen Land aufgewachsen, sodass in ihm Heimatgefühle erwachten, als wir dort ankamen. Wir erlebten intensive zwei Wochen mit vielen Eindrücken, Begegnungen und Gesprächen.

Kurz vor Ende dieser Zeit wurde unser zweiter Sohn, der gerade ein Jahr alt geworden war, krank. Ich merkte, dass er immer schlechter Luft bekam und dass sein Zustand sich zunehmend verschlechterte.

 

Ich bekam Angst und irgendwann war mir klar, dass wir einen Arzt brauchten. Gerade in diesen Tagen war ein amerikanischer Arzt im Missionskrankenhaus, der unseren Kleinen untersuchte und ihm die Medikamente gab, die er brauchte. Die Nacht danach wachte ich mehrmals auf, um unserem Sohn immer wieder Wasser zu geben und zu schauen, ob er gut atmete. Sein Zustand verbesserte sich Gott sei Dank recht schnell.

Am nächsten Tag stand der Abschied vom Team bevor und wir flogen zurück nach Deutschland in unser Heimatland. Und da saß ich nun, total müde von den letzten Tagen mit einer großen Frage vor mir, die wir in der nächsten Zeit bewegen würden: Wollen wir wirklich in dieses Land ziehen?

Wir beteten viel darüber, bezogen Leute mit ein und immer wieder fragte ich Gott, warum er diese Krankheits-Situation zugelassen hatte. Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder wollte er mir sagen: „Dieses Land ist eine Nummer zu groß für dich. Du hast doch gesehen, wie ängstlich du warst. In diesem Land gibt es viele Krankheiten und du solltest lieber die Finger davon lassen.“ Oder aber: „Ich habe deinen Sohn, dich und deine Angst gesehen. Ich habe dafür gesorgt, dass gerade dieser amerikanische Arzt im Land war und deinen Sohn versorgen konnte. Ich habe diese Situation zugelassen, um dir einen realistischen Einblick in das Land zu geben, in dem es viele Krankheiten gibt. Und damit du dir bewusst machst, dass du dich auf mich und nicht auf dich selbst verlassen kannst.“

Mit dieser Frage habe ich einige Wochen gerungen. Wenn ich in Gottes Wort las, stellte ich fest, dass die zweite Antwort viel besser zu Gott passte. Er erfüllte mein Herz mit seinem Frieden und so konnten mein Mann und ich ganz bewusst eine Entscheidung treffen, in dieses zentralafrikanische Land zu ziehen. Doch das bedeutete, völlig im Vertrauen zu gehen und Kontrolle loszulassen, auch wenn es um die Gesundheit meiner Kinder geht. Weitere Learnings, die ich aus dieser Situation mitgenommen habe, sind:

1. Berufung darf auch schwer sein.

Wenn Gott uns sendet, dann verspricht er uns, immer bei uns zu sein. Aber der Weg kann auch Opfer bedeuten und es wird schwierige Situationen geben! Aber wenn du deine Komfortzone verlässt, um an dem großen Ziel Gottes mitzuwirken, dann darfst du Gott auf eine Art und Weise kennenlernen, wie es vermutlich nicht möglich gewesen wäre, hättest du keine Schritte aufs Wasser gewagt. Die Entscheidung, in dieses Land zu ziehen, ist mir schwer gefallen. Aber ich bereue keinen einzigen Tag, seitdem wir hier leben. Gott schenkt immer wieder Frieden und Freude.

2. Habe eine klare Vision!

Unsere Vision, unerreichte Volksgruppen zu erreichen, führe ich mir fast täglich vor Augen und sie hilft mir, auch in schwierigen Zeiten durchzuhalten und zu wissen, warum wir hier sind.
Mittlerweile haben wir noch zwei Mädchen bekommen und leben als sechsköpfige Familie seit über vier Jahren in unserem Einsatzland. Ich bereue unsere Entscheidung nicht, in dieses Land gezogen zu sein. Ja, es gab Situationen, die nicht einfach waren. Aber Gott ist treu und wir haben so viel Grund zu danken. An unserer Vision hat sich nichts geändert und wir sind so gespannt, zu sehen, was der Herr hier noch tun wird. Wenn du mehr über unseren Dienst, die Vision, unser Einsatzland oder über uns erfahren möchtest, kannst du dich gerne mit mir in Verbindung setzen.

Judith, 34 Jahre, Deutsche

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